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Sittendorf, Stadtteil von Kelbra

Der Name des kleinen, gedrängt gebauten Dorfes, das etwas abseits der alten Heerstraße Kelbra-Tilleda im nördlichen Kyffhäuservorland liegt, wird als Siedlung eines Sito bzw. Sigibod gedeutet. Erstmals erscheint der Ort zusammen mit der nordwestlich gelegenen Wüstung Lindeschu in einer Urkunde von 1128. Damals erhielt das Stift Jechaburg den Zehnt in beiden Dörfern zugesprochen, die als slawische Ortschaften (Slavicorum viculorum) bezeichnet werden. Die Ansiedlung von Slawen dürfte mit der Bewirtschaftung der zur benachbarten Pfalz Tilleda gehörigen Ländereien im Zusammenhang stehen und somit in das 10. Jahrhundert fallen. Auch das Laurentius- und Cyriax-Patrozinium der Pfarrkirche weisen in diese Zeit.

Von der spätromanischen Kirche erhielt sich der Westturm mit Zeltdach und mit einem gekuppelten Schallfenster an der Nordseite. Das langgestreckte Schiff - im Inneren mit hufeisenförmiger Empore und hölzerner Decke - entstammt wohl dem 18. Jahrhundert. Neben einem schlichten barocken Kanzelaltar und einer Sandsteintaufe vom Anfang des 17. Jahrhunderts ist die geschnitzte Madonnenfigur aus einem spätgotischen Altar (um 1500) nennenswert.

Bei der Belehnung des Herrn von Tütcherode mit der Rothenburg 1434 wurde auch festgelegt, dass die Bewohner von Kelbra, Lindeschu, Sittendorf, Tilleda und Einsdorf die sogenannte Küchenspeise zu reichen hatten. Möglicherweise handelte es sich dabei um jene Orte, die einst mit dem Wirtschaftszentrum der Pfalz, dem Tafelgut, verbunden waren. In Sittendorf bestand in früherer Zeit auch ein kleines Rittergut, das vor allem Schafzucht betrieb.

1587 zählte der Ort etwa 42 Wirte und somit ungefähr 200 Einwohner.

Die wirtschaftliche Struktur der Gemeinde, die von alters her über gute Ländereien und Wiesen verfügte, wird auch heute noch von der Landwirtschaft bestimmt; denn mehr als vier Fünftel der Arbeitskräfte sind in diesem Bereich tätig. Die LPG Typ III Pionier besteht seit 1955 und bearbeitete 1972 477 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Vorrangig baute die Genossenschaft Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps und Feldfutter an; an den Hängen des Kyffhäusers wird auch Obstbau betrieben. Eine Steigerung der tierischen Produktion ermöglichten die 3 neuen Schweinemastställe, ein Sauenstall und 2 Kuhställe, die in einem Komplex am Ortsrand entstanden. Dadurch wurden auch die Arbeitsstätten von den Wohngebäuden der Genossenschaftsbauern getrennt und somit deren Lebensbedingungen wesentlich verbessert. Im Herbst 1972 begann die LPG Pionier in der Feldwirtschaft mit den Genossenschaften in Berga, Thürungen, Kelbra und Tilleda kooperativ zusammenzuarbeiten. Seit 1972 gehört Sittendorf zur Stadt Kelbra.

(Quelle: Eberhardt, Dr. Hans, Der Kyffhäuser und seine Umgebung, aus der Reihe "Werte unserer Heimat" - Band 29, Akademie Verlag Berlin 1976, S. 80 f.)

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