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Presseberichte


05.01.2011

Kehren die Lachse in die Helme zurück?


Die Lachse kehren in die sauberen Gewässer zurück. (FOTO: DDP)

KELBRA/MZ. Lachse in der Helme. Was vor Jahren noch abwegig klang, könnte nach Angaben des Sangerhäuser Kreisanglerverein bald Wirklichkeit werden. Grund ist die bessere Qualität des Flusswassers. "Wenn es soweit ist, müsste ähnlich wie an der Nuthe in Brandenburg ein Programm für den Lachsbesatz des Gewässers aufgelegt werden", so Frank Gabriel, der Geschäftsführer des Kreisanglervereins. "Wir Angler würden das sehr unterstützen."

Soweit ist es aber noch nicht. Allerdings: "Durch die konsequente Nutzung der Nebenhelme im vergangenen Jahr sind wir dem Ziel ein großes Stück näher gekommen", sagt Gabriel.

Damit war mehr Wasser aus dem Helmeoberlauf um den Stausee herum- und in den Unterlauf des Flusses eingeleitet worden. Die Vorgaben der so genannten Wasserrahmenrichtlinie und der Fischgewässerverordnung der Europäischen Union für einen Lachsfluss konnten so erstmals eingehalten werden. Gabriel hält die Rückkehr der majestätischen Fische deshalb nicht mehr für ausgeschlossen. "Immerhin hat es den Lachs noch vor etwa 150 Jahren in der Helme gegeben", sagt er. "Laichplätze bei Katharinenrieth und in der Zorge, einem Nebenfluss der Helme im Kreis Nordhausen, sind belegt." Dann sei der Fisch aufgrund von Gewässerverschmutzungen und des Baus von Wehren, die die Fische nicht mehr überwinden konnten, verschwunden.

In den vergangenen Jahren wurde die Helme aber zum großen Teil wieder durchgängig gemacht. Im Landkreis Mansfeld-Südharz wird nach Angaben des Anglervereins gegenwärtig die letzte Barriere, das Wehr Curtzgehofenmühle bei Katharienrieth, beseitigt. "In diesem Bereich soll eine für Fische überwindbare so genannte Sohlgleite entstehen", sagt Gabriel.

"Bis Lachse aber wirklich in der Region ankommen, müssten in den nächsten Jahren noch einige Wehre in der Saale mit funktionstüchtigen Fischauf- und Fischabstiegsanlagen versehen werden", räumt er ein. Diese Wehre stellten zurzeit noch die größten Hindernisse für die Rückkehr der Fische dar.

Aber auch andere Fischarten profitierten bereits von der besseren Qualität des Helmewassers: Immerhin seien seltene Fischarten wie Bachneunauge, Elritze oder Nase bereits unterhalb des Kelbraer Stausees wieder nachgewiesen worden.

Sie sind laut Gabriel typische Vertreter eines Lachsflusses und galten seit mehr als 40 Jahren in der Region als ausgestorben.

Die Nutzung der Nebenhelme hatte aus Sicht der Angler aber noch einen positiven "Nebeneffekt": Es habe im vergangenen Jahr keine Algenplage im Stausee Kelbra gegeben. "Ursache von Algen ist immer ein Nährstoffüberschuss in Verbindung mit Licht und Wärme", so Gabriel. Durch die Nebenhelme seien weniger Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff, aber auch weniger Sedimente in die Talsperre gelangt.

Die Angler plädieren außerdem dafür, den Stausee wieder fischwirtschaftlich zu nutzen. Nach ihrer Ansicht würde sich eine extensive Fischzucht positiv auf die Wasserqualität auswirken. "Immerhin werden dem Gewässer mit dem Fang von einer Tonne Fisch auch fünf bis zehn Kilogramm Phosphor und 25 bis 30 Kilogramm Stickstoff entnommen", so Gabriel.

Karpfen im Stausee könnten außerdem das Problem der Zerkarien lösen, die beim Hautkontakt bei Menschen Rötungen und starken Juckreiz auslösen. Grund: Karpfen fressen die Spitzschlammschnecken, die den Zerkarien als Wirtstiere dienen. 

VON FRANK SCHEDWILL, 05.01.11
Copyright: Mitteldeutsche Zeitung

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