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Presseberichte


04.03.2011

Störsteine für neue Laichplätze

- Verbesserungen des Lebensraumes sollen fast ausgestorbene Fischarten zurückbringen -


Frank Gabriel zeigt dem Baggerfahrer, wo Steine in das Flussbett des alten Helmearmes am Hornissenberg gelegt werden sollen. Dort wird sich Kies ablagern, und es können neue Fischlaichplätze entstehen. (FOTO: STEFFI ROHLAND)

KELBRA/MZ. Schon um die Mittagszeit schaut Frank Gabriel sehr zufrieden in den Helme-Altarm am Hornissenberg bei Kelbra. Am Vormittag hatte Baggerfahrer Horst Aurich von der Sangerhäuser Firma HTS begonnen, die Störsteine im Flusslauf abzulegen. "Das Wasser wird Kies anspülen, der sich an den Steinen ablagert", sagt der Geschäftsführer des Kreisanglervereins Sangerhausen. "Alle Flussfischarten benötigen solche Kieslaichplätze zur Fortpflanzung."

Den Anglern kommt es hier besonders auf zwei Arten an: die Äsche und die Barbe. Beide gelten als so genannte Charakterarten der Helme, doch sie sind aufgrund verschiedener Ursachen vom Aussterben bedroht. Guntram Ebel, der als Sachverständiger in Halle ein Büro für Gewässerökologie und Fischereibiologie betreibt, hatte bereits 2005 in einer Studie festgestellt, dass für diese beiden Fischarten der Lebensraum verbessert werden müsse. So werden die Störsteine das i-Tüpfelchen sein, nachdem der alte Arm der Helme am Hornissenberg 2009 wieder an den Fluss angebunden worden ist.

Rund anderthalb Kilometer lang ist der alte Flussarm. Besonders im Bereich des Durchstiches, der vom Querschnitt her einem Kanal gleicht, sollen nun die großen Brocken das Profil im Fluss verändern. Sie sorgen dafür, dass sich Sedimente verschieden ablagern können und beeinflussen auch die Fließgeschwindigkeit des Wassers an Stellen, die für Äsche, Barbe, Flußneunauge oder Groppe als Laichplatz dienen können.

Bis zum Ende des Monats werden insgesamt rund 100 Tonnen Steine an etwa dreißig Stellen im Verlauf des Gewässers verteilt. Das kostet rund 8 000 Euro. An den Kosten beteiligen sich auch das Land Sachsen-Anhalt und die Europäische Union mit Geld aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung ländlicher Gebiete - über das so genannte ELER-Programm.

"Längerfristig können die Störsteine zur Bildung von Kolken und Steilufern führen", sagt Frank Gabriel. "Davon profitieren dann auch andere Tierarten, wie zum Beispiel der Eisvogel." Nachdem der alte Flussarm wieder angebunden worden war, wurde auch das Ufer bepflanzt. Das muss stellenweise noch mal erneuert werden. Die Kelbraer Angler haben außerdem einen Naturlehrpfad angelegt. Auf mehreren Tafeln gibt es Informationen über seltene Tierarten und die Bedeutung der Helme.

Erste Erfolgserlebnisse haben die Angler inzwischen schon verbuchen können. "Seit Jahrzehnten ist im Juli 2009 das Bachneunauge erstmals wieder zwischen dem Stausee Kelbra und dem Altarm nachgewiesen worden. Es ist also nur eine Frage der Zeit und der Biotopverbesserung, bis das Bachneunauge auch im Altarm am Hornissenberg wieder auftaucht", prophezeit Frank Gabriel. Der Einbau der Störsteine soll dazu beitragen.

VON STEFFI ROHLAND, 04.03.11

Copyright: Mitteldeutsche Zeitung

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